FIRDAUSI - DER PROPHET DES WORTES
Jedes Volk, das für den Erhalt seiner Kultur und Identität kämpfte,
hat im Laufe der Geschichte Persönlichkeiten hervorgebracht, die zu Symbolen des Lichts und der Hoffnung wurden. Für uns, die Tadschiken und Persischsprachigen dieser Welt, ist eine solche herausragende Persönlichkeit Abulqasim Firdausi.
Ein Gigant des Geistes, der mit flammenden und weisen Worten das Schahnameh erschuf. Ein unvergängliches Werk, das sein Volk aus der Vergessenheit zurück ins ewige Gedächtnis der Menschheit führte.
Firdausi wurde im Jahr 934 im Dorf Badsche nahe der Stadt Tus geboren. Schon in jungen Jahren wandte er sich dem Wissen zu, lernte Arabisch und Pahlavi, und war auch in Sport und Kampfkunst ein angesehener Name. Doch das größte Schlachtfeld, auf dem er sich bewies, war nicht das der Schwerter, sondern das der Dichtung und Literatur.
Mit einem Herzen voller Schmerz und Liebe für die Vergangenheit seines Volkes begann er im Alter von 41 Jahren, das Schahnameh zu schreiben. Ein Werk, das in 60.000 kraftvollen und erhabenen Versen Mythen, Geschichte, Ethik und die Kultur einer ganzen Zivilisation vereint.
„Dreißig Jahre hab’ ich schwer gerungen,
Die Sprache der Ajam neu zum Leben gebracht“,
– schreibt Firdausi selbst.
Und tatsächlich: Er belebte nicht nur die Geschichte alter Könige, sondern auch die Seele und das Wesen eines Volkes.
Wie er es selbst ausdrückte, wollte er „einen hohen Palast aus Versen bauen, dem Wind und Regen nichts anhaben können.“ Und dieser Palast steht noch heute – unerschütterlich durch Zeit, Wandel und fremde Sprachen.
Im Schahnameh verherrlicht Firdausi nicht nur Könige und Helden, sondern preist Tugend, Humanität, Heimatliebe, Weisheit und Gerechtigkeit. Zugleich verurteilt er Tyrannen, Verräter, Lügner und Unterdrücker mit scharfen Worten.
Im Jahr 1005, nach dreißig Jahren unermüdlicher Arbeit, vollendete Firdausi sein Werk und blieb bis zum Lebensende in Tus. Er starb im Sommer 1020, doch seinem Wort blieb er treu:
„Ich werde nicht sterben, denn ich lebe weiter,
Denn ich habe den Samen des Wortes gestreut.“
Firdausi ist wahrlich nicht tot. Mit jedem Vers des Schahnameh lebt er weiter – im Herzen aller, die die Kultur lieben, in jeder Ecke, wo Persisch gesprochen wird.
Das Schahnameh wurde bereits zweimal in neun Bänden veröffentlicht. Bedeutende Schriftsteller wie Sadriddin Aini und Sattor Uluġzoda haben es in Prosa übertragen, um es auch jüngeren Lesern zugänglich zu machen.
Heute, am Firdausi-Gedenktag, gedenken wir nicht nur eines großen Dichters, sondern auch seiner Mission: die kulturelle Essenz zu bewahren, das nationale Bewusstsein zu erneuern und große Literatur in der Muttersprache zu schaffen.
Ein gesegneter Firdausi-Tag!