
HAFEZ UND DIE VERBINDUNGEN ZWISCHEN DER PERSISCHEN UND DER DEUTSCHEN LITERATUR
An diesem Tag, der dem Gedenken an den universellen Denker und Dichter Mohammed Schemsed-din Hafez von Schiras gewidmet ist, ist es angebracht, an den Weg zu erinnern, auf dem seine Poesie in die deutschsprachige Literatur Eingang fand – und an die Persönlichkeiten, die diesen Austausch ermöglichten und prägten.
Die Lyrik von Hafez hat im Laufe der Jahrhunderte nicht nur in der persischsprachigen Welt, sondern auch in der westlichen Geistes- und Literaturgeschichte tiefe Spuren hinterlassen. Unter den europäischen Literaturen hat besonders die deutsche mit der persischen Dichtung eine enge geistige und poetische Verbindung gefunden – eine Beziehung, die im 18. Jahrhundert mit den Übersetzungen von Josef von Hammer-Purgstall begann und in Goethes „West-östlichem Divan“ ihren Höhepunkt erreichte.
Erwähnenswert ist, dass Josef von Hammer-Purgstall (1774 – 1856) in Graz geboren und in Wien verstorben ist. Er gilt als einer der bedeutendsten Orientalisten seiner Zeit und als herausragende Persönlichkeit der österreichischen Wissenschaft. Hammer-Purgstall war Mitbegründer und erster Präsident der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien sowie Mitglied der Akademien von Sankt Petersburg und Paris.
Er war der erste Übersetzer zahlreicher Werke orientalischer Autoren ins Deutsche und in andere europäische Sprachen – darunter Werke von Hafez, Nizami, Fuzuli, Ibn Farid, al-Mutanabbi, Unsuri, Baqi und Ibn Wahshiyya.
Seine Übersetzung des „Diwan des Hafez“ hatte einen tiefgreifenden Einfluss auf Johann Wolfgang von Goethe und auf dessen „West-östlichen Divan“, eines der bedeutendsten Werke der deutschen Literatur.
Goethe nannte Hafez seinen „geistigen Bruder“ und sah in dessen freiheitsliebender, mystischer und von Liebe erfüllter Haltung das Ideal des vollkommenen Menschen verwirklicht.
Die Verbindung, die durch Hammer-Purgstall und später durch Goethe zwischen der Poesie von Hafez und der deutschen Literatur entstand, war weit mehr als ein rein literarischer Einfluss. Sie wurde zu einem Dialog zwischen zwei Weltkulturen – einem geistigen Austausch, in dem sich Ost und West, Mystik und Vernunft, Liebe und Erkenntnis im Spiegel der Dichtung von Hafez begegneten.
Später ließen sich auch andere Dichter wie Friedrich Rückert und Heinrich Heine sowie Philosophen wie Friedrich Nietzsche von der Lyrik des Hafez inspirieren. Dieser Einfluss zeigte sich nicht nur in Form und Thema, sondern auch in der Lebensphilosophie, im Verständnis von Schönheit und im Gedanken der Freiheit.
Bis heute erforschen zahlreiche Gelehrte in Deutschland und im Iran den Beitrag von Hafez zur Erweiterung der geistigen Horizonte der westlichen Literatur. Forscherinnen und Forscher wie Annemarie Schimmel und Johann Christoph Bürgel haben in ihren Werken den Einfluss von Hafez auf die Weltanschauung und Ästhetik der deutschen Literatur eingehend analysiert.
Zusammenfassend lässt sich sagen:
Der Geist der Poesie von Hafez lebt bis heute im Denken und Schaffen der deutschsprachigen Gelehrten, Dichter und Philosophinnen fort.
Hafez gilt als Brücke zwischen den Kulturen, als Vermittler der östlichen Weisheit in der deutschen Literatur – und als Symbol für die universelle Sprache der Schönheit, Liebe und geistigen Freiheit.